Mit Herausforderungen wachsen

Beschäftigte und Bewohner*innen werden älter, der Pflegebedarf in den Einrichtungen steigt  - und damit die Herausforderungen für die Mitarbeiter*innen. Die Pflege bei der Lebenshilfe ist abwechslungsreich und viel persönlicher als im Krankenhaus, so die beiden diplomierten Pflegekräfte Eveline Pirklbauer und Barbara Pfaffenbichler.

MEHR ZEIT FÜR PFLEGE

Barbara Pfaffenbichler hatte schon in der Integrationsklasse in der Volksschule Kontakt mit Menschen mit Beeinträchtigung. Ihr erstes Ferialpraktikum machte sie in der Werkstätte E-Werkstraße in Vöcklabruck. Eigentlich wollte sie Sozialarbeit studieren, aber vier Jahre an der Universität waren ihr zu lange. Über eine ehrenamtliche Tätigkeit bei der Rettung wurde sie auf die Ausbildung zur DGKP aufmerksam, die sie im Krankenhaus Vöcklabruck 2009 abgeschlossen hat.

„Das Schöne an meiner Arbeit ist, dass ich fixe Beschäftigte habe, für die ich zuständig bin. Im Krankenhaus sind die Patient*innen nach einer Woche wieder weg.“ Im Vergleich zur stationären Pflege im Krankenhaus „habe ich auch mehr Zeit für meine Leute.“ Und das mache für sie Sinn, weil sie etwas bewegen könne. Aktuell betreut Barbara Pfaffenbichler, die sich selbst augenzwinkernd als „alleinherrschende DGKP“ bezeichnet, gemeinsam mit vier Pflegeassistent*innen 44 Menschen in der Werkstätte Vöcklamarkt. Bei Bedarf arbeite sie auch in anderen Einrichtungen. Ein weiteres Plus für sie sei, dass sie im Rahmen ihrer Aufgaben „ganz viele Freiheiten“ hat.

Ihr Arbeitsalltag ist abwechslungsreich: „Jeden Tag kann etwas Neues, Unerwartetes passieren. Selbst wenn du denkst, du kennst die Menschen, überraschen sie dich mit unerwartetem oder aggressivem Verhalten.“ Um damit bestmöglich umgehen zu können, mache sie aktuell eine Ausbildung zur Deeskalationstrainerin: „Als DGKP habe ich einen anderen Blick auf Schmerzen, das kann bei aggressivem Verhalten deeskalierend wirken.“ Als weitere Herausforderung nennt sie das steigende Alter der Beschäftigten und Bewohner*innen und den sich ändernden Pflegebedarf. Die Pflege von Menschen mit Beeinträchtigung brauche mehr Geduld und oft andere Wege, um zum Beispiel eine Therapie zu erklären. „Aber ich brauche diese Herausforderungen.“

NICHT SO ANONYM WIE IM KRANKENHAUS 

Eveline Pirklbauer ist durch Zufall in den Pflegeberuf gekommen. Die gelernte Reproduktionstechnikerin wollte nicht den ganzen Tag in einem Kammerl vor dem Computer verbringen, hat von einem Bekannten von der DGKP-Ausbildung erfahren und sich dafür entschieden. Nach der Ausbildung im AKH Linz und einem kurzen beruflichen Gastspiel in einem Seniorenwohnheim wechselte sie in den Behindertenbereich. Seit 2008 arbeitet sie im Wohnhaus Linz 1. „Das Setting im Krankenhaus ist nicht meines, auch im Seniorenwohnheim hat man zu wenig Zeit für die Menschen.“ 

Das Schöne an der Arbeit bei der Lebenshilfe ist für sie der Kontakt mit den Bewohner*innen. „Ich kenne meine Leute und kann sie ein Stück in ihrem Leben begleiten. Diesen persönlichen und ständigen Kontakt schätze ich sehr. Es ist nicht so anonym wie im Krankenhaus.“ Gemeinsam mit dem Team betreut Eveline Pirklbauer 22 Personen im Wohnhaus Linz 1. Sie ist zeitweise auch in anderen Einrichtungen der Lebenshilfe im Raum Linz im Einsatz und unterstützt die Teams mit ihrem Fachwissen. 

Auch wenn die Tätigkeit im Sozialbereich mental sehr anstrengend sein kann, „mit meiner Arbeit bei der Lebenshilfe bin ich grundsätzlich sehr zufrieden. Mir ist einfach wichtig, dass ich ein gutes Team habe. Die Beziehungen zu den Bewohner*innen, die weit über die pflegerischen Handlungen hinausgehen, sind mir wichtig.“

DGKP BEI DER LEBENSHILFE 

Insgesamt arbeiten bei der Lebenshilfe Oberösterreich derzeit 38 Diplomierte Gesunden- und Krankenpfleger*innen (DGKP). Im April 2024 startet die erste mobile DGKP im Raum Linz.

Die Aufgaben einer DGKP sind vielfältig: Medikamente dispensieren, Delegationen (Einschulung von Mitarbeiter*innen) – wie das Verabreichen von Thrombosespritzen, medizinische Fragen klären, Begleitung bei Arztbesuchen, Erste Hilfe im Haus, Notfallmedikamente bereitstellen, Kontakte mit Ärzt*innen und mit Angehörigen in pflegerischen Fragen oder Einschulung von Praktikant*innen. 

Für Lisa Schachinger, Fachbereichsleitung Pflege, ist darüber hinaus die Beziehungspflege und der persönliche Kontakt zu den Menschen ein großer Vorteil eines Pflegeberufes bei der Lebenshilfe. „Wir machen nicht nur die klassische Pflege, wir haben auch Zeit für gemeinsamen Aktivitäten mit Bewohner*innen und Beschäftigten und können sie zum Beispiel bei Ausflügen begleiten.“

15.5.2024